14.12.2020

Leuchtendes Signal mit Radlichterkette


Interessengemeinschaft „SchulRadWege“ fordert Radweg an der L 80 – 70 Teilnehmer strampelten am Samstag von Zülichendorf in Richtung Kemnitz

Die Interessengemeinschaft „SchulRadWege“ startete eine Radlichterkette von Zülichendorf nach Kemnitz. FOTOS: ELINOR WENKE (2)

Zülichendorf. Mit einer auffälligen Fahrradaktion haben Mitglieder und Sympathisanten der Nuthe-Urstromtaler Interessengemeinschaft „SchulRadWege“ am Sonnabend ihre Forderung nach einem Radweg

entlang der Landesstraße 80 erneuert. Trotz Nieselregens und Temperaturen um den Gefrierpunkt hatten sich mehr als 70 Teilnehmer – vom Kind bis zum Senior – vor der Grundschule in Zülichendorf versammelt, um anschließend eine

Radlichterkette entlang der L 80 in Richtung Kemnitz zu bilden. Sie waren aus vielen Orten gekommen, unter anderem aus Frankenförde, Zülichendorf, Kemnitz, Luckenwalde, Berkenbrück, Frankenfelde und

Lühsdorf. Mit Fahrradlichtern, Taschenlampen, Stirnlampen oder bunten Lichterketten setzten sie ein leuchtendes Signal. Es war eine angemeldete Demo mit Begleitung durch Polizei und Feuerwehr. „Alles natürlich unter Einhaltung der Corona-Regeln, mit Abstand und Mundschutz“, versicherte Initiator Michael Schulze aus Frankenförde. „Die L 80 mit dem Fahrrad zu nutzen, ist kreuzgefährlich. Fahrzeuge donnern knapp an den Fahrrädern vorbei“, sagte Schulze. „Deshalb fordern wir von der Landesregierung für unsere Kinder, Jugendlichen, aber auch für die Älteren einen sicheren Radweg.“  Mitinitiatorin Lucy Klenk aus Kemnitz stimmte zu: „Wenn ein Lkw mit über 80 statt der erlaubten 60

km/h vorbeifährt und ein anderes Auto von vorn kommt, ist es jedes Mal eine Zitterpartie für Leib und

Leben.“ Vor allem Kindern der Schule in Zülichendorf soll ein sicherer Schulweg per Drahtesel ermöglicht werden.

Sie kommen aus 13 Ortsteilen. Die Interessengemeinschaft fordert aber nicht nur einen Radweg zwischen Frankenförde und Zülichendorf, sondern auf der gesamten Stecke zwischen der B 101 in Luckenwalde und dem

Europaradweg an der B 2 bei Buchholz. „Denn wir möchten genauso mit dem Fahrrad die Bahnlinien in Luckenwalde und Buchholz erreichen können“, so Lucy Klenk. „Und wenn immer von Verkehrswende und Nachhaltigkeit gesprochen

wird, ist ein Schulradweg wichtiger denn je.“ 

Die L 80 mit dem Fahrrad zu nutzen, ist

kreuzgefährlich. Deshalb fordern wir vom

Land einen sicheren Radweg.

Michael Schulze,

 Initiative „SchulRadWege“


Zülichendorfs Ortsvorsteher und Gemeindevertreter Waldemar Jendrusch (SPD) bedauert, dass sich der fehlende Radweg auch auf das gesellschaftliche Miteinander auswirkt. „Sportliche und kulturelle Treffen bleiben auf der Strecke. Man könnte so viel mehr machen, aber Eltern müssen ihre Kinder immer mit dem Auto bringen und holen“, sagte er. Jüngste Teilnehmerin war die erst einjährige Greta. Sie war mit ihrer Mutter Marie Kaplick und Schwester Charlotte aus dem benachbarten Lühsdorf (Potsdam-Mittelmark) gekommen. „Für uns ist es schwierig, ohne Auto aus unserem Dorf irgendwo hin zu kommen“, erklärte Marie Kaplick.

Für Kai Klebba und seine Familie aus Frankenförde war es Ehrensache, dabei zusein. Tochter Luisa besucht die 1. Klasse und würde gern mit dem Rad zur Schule fahren. mas Fincke und seine Familie hatten die Fahrräder mit Lichterketten geschmückt: „Ein bisschen Adventsatmosphäre muss sein.“ Auch Zülichendorfs Schulleiterin Christina Schneider reihte sich gemeinsam mit ihrem Enkel in die Lichterkette ein. „Die Kinder aus Nettgendorf und Dobbrikow haben einen sicheren Radweg und kommen, sofern es das Wetter erlaubt, gern mit dem Fahrrad zu Schule.

Das muss doch für die Schüler aus anderen Richtungen auch möglich sein“, sagte Christina Schneider und legte nach: „Für Autotechnik wird so viel Geld ausgegeben, für Radwege aber nicht, das ist nicht nachzuvollziehen.“ Nuthe-Urstromtals Bürgermeister Stefan Scheddin (parteilos), der am Sonnabend nicht dabei sein konnte, unterstützt das Anliegen. „Hier ist aber die Landesregierung gefordert“, sagte er. „Politiker aller Parteien haben uns versprochen, dass sie sich für Radwege einsetzen. Mir ist aber nicht bekannt, dass derzeit im Land ein Radweg gebaut wird“, so Scheddin. „Als Gemeinde können wir beim besten Willen so einen finanziellen Aufwand nicht stemmen.“ Initiatorin Christin Sehmisch aus Frankenförde zog am Ende der Veranstaltung ein positives Resümee. „Danke, dass ihr gekommen seid. Das zeigt uns, wir sind nicht allein mit unserer Forderung nach einem Schulradweg. Wir machen weiter.“

Von Elinor Wenke